Weitere Forderung nach Rücktritt von Landesbischof Meister

Betroffenensprecher meldet sich zu Wort

Das Band sei so zerrissen, dass es nicht mehr zu kitten ist. Auch Betroffenensprecher Detlev Zander spricht sich für einen Rücktritt des hannoverschen Landesbischofs Ralf Meister aus und teilt seine Beobachtungen von der Kirchenbasis.

Ralf Meister / © Julian Stratenschulte (dpa)
Ralf Meister / © Julian Stratenschulte ( dpa )

Die Forderungen nach einem Rücktritt des evangelischen hannoverschen Landesbischofs Ralf Meister wegen seines Umgangs mit sexuellem Missbrauch werden lauter. Auch der Betroffenensprecher Detlev Zander sprach sich am Donnerstag für einen personellen Neuanfang an der Spitze von Deutschlands größter Landeskirche aus.

Detlev Zander mit der EKD-Missbrauchsstudie / © Daniel Pilar (KNA)
Detlev Zander mit der EKD-Missbrauchsstudie / © Daniel Pilar ( KNA )

Die Rücktrittsforderung, die vier Betroffene in einem Brief ausgesprochen hatten, halte er für berechtigt, sagte Zander dem NDR.

"Ich glaube nicht, dass es möglich ist, dass der Landesbischof weiterhin die Verantwortung übernehmen kann für diesen gesamten Aufarbeitungsprozess." Zander ist einer der Sprecher der Betroffenenvertretung im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Betroffene fordern Rücktritt

Vier Betroffene hatten am Mittwoch einen Brief veröffentlicht, in dem sie den Rücktritt des 62-jährigen Landesbischofs fordern. Sie seien von der hannoverschen Landeskirche in den vergangenen Jahren immer wieder "unprofessionell und unempathisch" behandelt worden, schreiben sie zur Begründung.

Bereits am Dienstag hatten mehr als 200 Pastoren, Diakone und weitere Mitarbeiter der Kirche den Umgang der Kirchenleitung mit Missbrauchsfällen kritisiert. Meister räumte am Mittwoch erneut Versagen ein. Die Situation sei aber für ihn kein Anlass zurückzutreten. Die Leitungsgremien der Kirche stellten sich hinter den Bischof.

Der evangelische Landesbischof von Hannover Ralf Meister / ©  Nancy Heusel (epd)
Der evangelische Landesbischof von Hannover Ralf Meister / © Nancy Heusel ( epd )

Zander sagte, in der Landeskirche sei in der Vergangenheit viel verschleppt und verzögert worden. Die Fachstelle der Kirche für sexualisierte Gewalt sei nicht gut mit Betroffenen umgegangen. Der Prozess der Aufarbeitung sei gestört. "Ich finde, dieses Band ist so zerrissen jetzt. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass man das wieder kitten kann."

Landessynode will sich mit Missbrauch beschäftigen

Der Betroffenensprecher lobte den Mut der 200 Kirchenmitarbeiter, ihre Kritik öffentlich zu machen. "Ich bin überzeugt, dass es überall an der Basis - nicht nur in Hannover, sondern auch in Bayern und Württemberg - brodelt." Die Kirchenleitungen hätten dagegen bislang noch nie richtig diskutiert, was Verantwortungsübernahme für sie bedeutet.

Das Parlament der hannoverschen Landeskirche, die Landessynode, will sich am Freitag mit Missbrauch beschäftigen. Dann soll es einen Themenschwerpunkt zu "Prävention, Intervention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Landeskirche" geben. Als Rednerin wird unter anderem Nancy Janz, ebenfalls Sprecherin der Betroffenenvertretung im EKD-Beteiligungsforum, erwartet.

Quelle:
KNA