Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

"Ihr sollt ein Segen sein!"

Wenn ich abends unsere drei Kinder ins Bett gebracht habe, gab es jeden Abend eine Gute-Nacht-Geschichte und ein kurzes Nachtgebet. Das endete immer mit dem Segenswunsch. Ich habe die ewige Zusage Gottes weitergegeben: Macht Euch keine Sorgen. Die Nacht mag noch so lang und dunkel sein, da ist einer, der Euch behütet und beschützt. Der immer da ist, selbst wenn ihr die Augen schließt. Und auch nach der dunkelsten Nacht geht die Sonne wieder auf und macht unsere Tage hell. Das genau ist Segen! Der Zuspruch Gottes, die Verheißung des Gelingens, weil er für uns da ist. 

Im Zusammenhang mit der aktuellen Diskussion um den "Segen für alle" hat der Moraltheologe Prof. Jochen Sautermeister bei uns bei DOMRADIO.DE darauf hingewiesen, dass der Segen "kein moralisches Instrument ist!" Gerade weil bei "der Segenshandlung Gott der Akteur ist, der alle Menschen liebt!" Vielleicht sollten wir Gott nicht zu sehr ins Handwerk pfuschen. Er wird schon wissen, was gut für uns Menschen ist. Wenn Papst Franziskus sich also fragt: "Wer bin ich, dass ich Homosexuelle verurteile?", wird klar, dass die Verweigerung des Segens für alle, die ehrlich darum bitten, eigentlich ein No-Go ist. Ja, diejenigen, die in Rom und Köln dafür gesorgt haben, dass es eine schriftliche Anordnung gibt, die diesen Segen verbietet, haben das Lehramt, das Kirchenrecht und die Macht auf ihrer Seite. Auf der anderen Seite aber steht die pastorale Verantwortung und der Auftrag Gottes: "Ihr sollt ein Segen sein!" 

Ingo Brüggenjürgen Chefredakteur

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