Wübbe stellt Laienbeteiligung bei Bischofswahl in Aussicht

"In Richtung des Synodalen Weges gehen"

Nach dem Rücktritt des Osnabrücker Bischofs Bode ist Johannes Wübbe neuer Diözesanadministrator. Bodes Reformideen will er in der Zeit der Vakanz treu bleiben. Bei der Frage der Bischofswahl schielt er ins Nachbarbistum Paderborn.

Weihbischof Johannes Wübbe / © Harald Oppitz (KNA)
Weihbischof Johannes Wübbe / © Harald Oppitz ( KNA )
Osnabrücker Dom / © Sina Ettmer Photography (shutterstock)
Osnabrücker Dom / © Sina Ettmer Photography ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Das Domkapitel zu Osnabrück hat Sie zum Diözesanadministrator für das Bistum Osnabrück gewählt. Wie war Ihre erste Reaktion?

Weihbischof Johannes Wübbe (Diözesanadministrator des Bistums Osnabrück): Die war mit verschiedenen Gefühlen gemischt. Ich habe mich natürlich über das Vertrauen gefreut, das mir das Kapitel geschenkt hat. Aber gleichzeitig habe ich gemerkt, dass mit dieser Aufgabe viel Verantwortung und Erwartungen zusammenhängen.

Gott sei Dank muss ich das nicht alleine machen. Die Mitbrüder im Kapitel werden mich unterstützen und ich vertraue auch fest darauf, dass viele Menschen im Bistum Osnabrück gemeinsam diese Zäsur bewältigen. Wir müssen dann auch darüber nachdenken, wie wir die Zukunft gestalten wollen und was als nächstes dran ist.

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie den Amtsverzicht von Bischof Bode aufgenommen? Kam das Rücktrittsgesuch für Sie auch überraschend?

Weihbischof Johannes Wübbe (Diözesanadministrator des Bistums Osnabrück)

"Ich erlebe Bischof Bode sehr authentisch."

Wübbe: Als Weihbischof bin ich öfter mit ihm zusammen und habe schon gemerkt, dass ihn die vielen Erlebnisse, besonders die Reaktionen nach dem Zwischenbericht sehr nachdenklich gemacht haben.

Ich bin jetzt seit zehn Jahren Weihbischof und habe um 2019/2020 Bodes schwere Erkrankung mitgekriegt, die, so sagt man das bei uns, nicht nur einfach in den Kleidern hängen bleibt. Daher habe ich gemerkt, dass es ihn sehr beschäftigt, ob er bis 75 die Kraft hat, das Amt auszufüllen. In einer Erklärung hat er seinen Schritt begründet und ich erlebe ihn darin sehr authentisch.

DOMRADIO.DE: Seit Samstag haben Sie sicherlich auch viele Gespräche im Bistum geführt. Wie ist denn da der Abschied von Bischof Bode aufgenommen worden?

Wübbe: Ganz unterschiedlich, für viele war das total überraschend und erst mal ein Schock. Das sind häufig Reaktion von Bedauern und Respekt zugleich. Viele können seine Entscheidung verstehen, aber es gibt auch einige, die sagen, das hätte aufgrund des Zwischenberichts schon früher passieren müssen. Alles in allem haben die meisten ihm aber viel zu verdanken.

Bischof Bode hat unserem Bistum gut getan und mit ihm konnten wir gut Kirche sein. Als er nach der Bistumsteilung nach Osnabrück kam und es darum ging, das Bistum nach vorne zu entwickeln, ihm ein neues Profil zu geben, hat er bis zum Ende ganz wertvolle Akzente gesetzt als Visionär und als Seelsorger. Dafür sind sehr viele dankbar.

DOMRADIO.DE: Welche Akzente wollen Sie für das Bistum in der Zeit der Vakanz setzen und welche Gestaltungsmöglichkeiten haben Sie da überhaupt als Administrator?

Wübbe: Die sind auf der einen Seite beschränkt, weil es so vom Kirchenrecht vorgegeben ist und besagt, dass nichts getan werden kann, was das Bistum wesentlich verändert. Meiner Meinung nach werden wir uns nach dieser Zäsur berappeln und gemeinsam das Bistum weiterentwickeln, es bleiben ja Herausforderungen. Wie können wir, um es mit den Worten unserer Visionen zu sagen, eine Kirche sein, die den Menschen nahe ist, die Gott nah ist, die auch gleichzeitig um ihre Herausforderungen weiß?

Wie kann Kirche von heute und morgen aussehen? Was brauchen die Gemeinden und andere Orte, um gut "Kirche" sein zu können? Wir müssen uns auch im Bereich Schutzprozess weiterentwickeln, von Prävention über Intervention. Eine weitere Hauptaufgabe und Herausforderung wird sein, zu überlegen, was ein potenzieller Kandidat als neuer Bischof mitbringen muss, damit er gut in unser Bistum passt.

DOMRADIO.DE: Als erstes Bistum hat Osnabrück den Segen für homosexuelle Paare angekündigt. Werden Sie das in der Zeit der Vakanz umsetzen?

Wübbe: Es gibt verschiedene Dinge, die unser Bischof noch vor seinem Rücktritt als Konsequenz aus dem Synodalen Weg angekündigt und in die Wege geleitet hat. Dazu gehört auch, dass wir darüber nachdenken, einen Kurs für Nicht-Kleriker anzubieten, die dann taufen können. Wir möchten in solchen Kursen auch das Projekt der Predigt angehen und dazu gehört auch die Segensfeier.

Weihbischof Johannes Wübbe (Diözesanadministrator des Bistums Osnabrück)

"Wir möchten keine ungültige Wahl produzieren."

DOMRADIO.DE: Wollen Sie bei der Bischofswahl ebenfalls dem Votum des Synodalen Weges entsprechen und auch das Gottesvolk an der Wahl zu beteiligen, auch wenn der Vatikan das kritisch sieht? Im Erzbistum Paderborn, das ebenfalls einen neuen Bischof sucht, ist das gerade ja in Planung.

Wübbe: Ich habe schon mit den Mitbrüdern in Paderborn Kontakt aufgenommen, die das so umsetzen möchten. Auch sonst besteht Kontakt zu Paderborn, weil Bischof Bode aus Paderborn kommt. Das Kapitel hat schon geäußert, dass wir in Richtung des Synodalen Weges gehen möchten.

Das hat sogar Tradition, denn als Bischof Bode vor über 28 Jahren zu uns gekommen ist, sind schon Gremien und Gruppen gefragt worden, welche Vorstellungen sie für einen Bischof haben. Wir möchten das noch etwas konkreter werden lassen und die Papiere des Synodalen Weges sehr genau ansehen, damit wir keine ungültige Wahl produzieren, denn damit wäre keinem geholfen.

DOMRADIO.DE: Es gab nicht nur das Rücktrittsgesuch von Bischof Bode. Können Sie sich erklären, warum der Papst genau das angenommen hat?

Wübbe: Nein. Der Bischof hat den Papst gebeten, seinen Rücktrittsgesuch anzunehmen. Dabei hat er verschiedene Gründe angegeben: seine Gesundheit und sein Alter, aber auch das Ergebnis des Zwischenberichts. Näheres kann Ihnen leider auch nicht sagen, weil ich an dem Verfahren nicht beteiligt war und ich nicht weiß, was den Ausschlag gegeben hat.

Das Interview führte Elena Hong.

Betroffene: Bode-Rücktritt ein "Schritt in die richtige Richtung"

Der norddeutsche Betroffenenrat der katholischen Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück hat den Rücktritt des Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode als "wichtiges Zeichen sichtbarer Verantwortungsübernahme" und "wegweisenden Schritt in die richtige Richtung" bezeichnet. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass der Aufarbeitungs- und Schutzprozess, der im Bistum Osnabrück durch Bischof Bode 2019 installiert wurde, auch weiterhin konstruktiv und zielgerichtet verfolgt wird", teilte der Betroffenenrat am Samstag mit.

Symbolbild sexualisierte Gewalt / © Julia Steinbrecht (KNA)
Symbolbild sexualisierte Gewalt / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
DR