Der Umgang mit der Pandemie im Weltmissionsmonat 2020

"Weltkirche als Lerngemeinschaft begreifen"

Wenn niemand in die Kirche gehen kann, bleiben auch die Spenden weg? Nicht ganz, erklärt Markus Perger vom Referat "Mission, Entwicklung, Frieden" im Erzbistum Köln. Trotz Krise blickt er zuversichtlich auf den Weltmissionsmonat.

Ein Markt in Nigeria während des Lockdowns / © Agbebiyi Adekunle Sunday (shutterstock)
Ein Markt in Nigeria während des Lockdowns / © Agbebiyi Adekunle Sunday ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Am vergangenen Sonntag war der Weltmissionssonntag. Es gab Online-Seminare zum Monat der Weltmission. Wie gut sind die angenommen worden?

Markus Perger (Leiter des Referats "Mission, Entwicklung, Frieden", Erzbischöfliches Generalvikariat Köln): Wir sind natürlich mit diesen Angeboten relativ bescheiden unterwegs, da unsere Gruppierungen deutlich über 60 sind. Wobei man feststellt, dass auch ältere Leute, die die 80 schon überschritten haben und durchaus noch in den Gruppen aktiv sind, sowieso alle E-Mails schreiben können und auch ihre Themen, die sie interessieren, recherchieren. Es ist aber dann doch nochmal ein anderer Schritt und diese digitale Hemmschwelle, sich dann in die Konferenz einzubringen. Ich habe die konkreten Zahlen nicht, aber das spielt sich alles in der Apostelzahl des ersten Dutzend ab, würde ich mal tippen.

DOMRADIO.DE: Der Weltmissionstag stand unter dem Motto "Solidarisch für Frieden und Zusammenhalt". Die Solidaritätskollekte am am Weltmissionssonntag ist für die Kirche in entsprechenden Regionen der Welt überlebenswichtig. Aber wenn nun wegen der Pandemie weniger Menschen in die Messe gehen, heißt das wahrscheinlich auch, dass weniger Geld gespendet wird, oder?

Perger: Das legt der erste Schluss nahe. Aber daneben gibt es eine Hoffnung. Jetzt sind wir nochmal beim Thema Digitalisierung, nämlich beim Online-Banking. Wir haben jetzt schon drei große weltgeschichtliche Kollekten hinter uns. Zunächst mal die große Misereor-Kollekte, die ja wirklich im absoluten Lockdown, am fünften Fastensonntag, unmittelbar vor der Karwoche stattgefunden hat.

Da kann man nach ersten belastbaren, aber auch vorsichtigen Schätzungen sogar sagen, dass es nicht unter dem normalen, physischen Kollekten-Ergebnis zurückgeblieben ist. Sondern - und das ist wiederum ein Phänomen der deutschen Katholiken oder vielleicht auch überhaupt der Deutschen - dass viele doch sagen: In so einer Situation will ich die Ärmsten der Armen nicht alleine lassen. Und dann wird der Gang an den Computer gemacht und man überweist online. Das wäre jetzt natürlich auch die Hoffnung für den Weltmissionssonntag.

DOMRADIO.DE: Der Monat der Weltmission ist eine Zeit, in der man voneinander lernen, füreinander beten und miteinander teilen kann. Was heißt das genau?

Perger: Wir versuchen ja, Weltkirche als Lerngemeinschaft zu begreifen. Das ist ein Paradigmenwechsel, weil wir früher tatsächlich Missionare exportiert haben. Wir waren als Europa, als die Weißen und als die Kolonialherren natürlich in einer wirtschaftlichen Lage, sehr viel zu exportieren. Das hat sich heute grundlegend geändert. Mindestens seit den 60 Jahren nach Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils sprechen wir von selbständigen Ortskirchen.

Da sind jetzt gerade die jungen Kirchen Afrikas, die vielleicht hundert Jahre die Erstmissionierung hinter sich haben, zum Teil aber durchaus auch noch weniger, gleichwertige Partner. Das versuchen wir sowieso als Fachabteilung Weltkirche und Weltmission im Generalvikariat jede Woche und jeden Tag auf den Fluren und in unseren Fachgespräche umzusetzen.

Und was kriegen wir zurück? Wir merken, dass da eine ganz große Erfahrung und auch speziell Kreativität im Umgang mit Seuchen ist. Mit der Corona-Pandemie, bei der wir als Deutsche anfangen, Schritte zu suchen und das Ganze etwas stammelnd vor sich geht, da sagen Leute, die aus einem Ebola-Virus-Gebiet kommen: Naja, Corona ist schlimm genug, aber da haben wir schon Schlimmeres gesehen.

Wir lernen auf jeden Fall eine Gelassenheit und ein sehr großes Gottvertrauen. Was bleibt da, wo medizinische Einrichtungen schlichtweg überfordert sind und schon längst am Anschlag waren? Es bleibt die Solidarität untereinander, also sowohl im eigenen Land als auch - und das ist die Hoffnung, die wir schüren wollen -, dass wir den Zusammenhalt zwischen diesen Ortskirchen auch ernst nehmen.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Weltmissionssonntag und Monat der Weltmission

Der Weltmissionssonntag ist die größte Solidaritätsaktion der Katholikinnen und Katholiken weltweit. Mehr als 100 päpstliche Missionswerke sammeln an diesem Tag auf allen Kontinenten für die soziale und pastorale Arbeit der Kirche in den 1.100 ärmsten Bistümern der Welt. Die Spenden kommen unter anderem den dort arbeitenden Seelsorgerinnen und Seelsorgern zugute.

Symbolbild Ein Kind in Papua-Neuguinea  / © Sergey Uryadnikov (shutterstock)
Symbolbild Ein Kind in Papua-Neuguinea / © Sergey Uryadnikov ( shutterstock )
Quelle:
DR
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