US-Bischöfe kritisieren Gerichtsurteil zur Abtreibungspille

"Wird Gesundheit von Frauen gefährden"

Das Oberste Gericht der Vereinigten Staaten hat entschieden, dass das umstrittene Präparat Mifepristone auf dem Markt bleiben darf. Abtreibungsgegner zeigten sich enttäuscht. Die katholische Kirche hält das ebenfalls für gefährlich.

Supreme Court in den USA / © Traci L. Clever (shutterstock)
Supreme Court in den USA / © Traci L. Clever ( shutterstock )

Die US-Bischofskonferenz betonte in einer Stellungnahme am Donnerstag (Ortszeit), dass Schwangerschaftsabbrüche kein Teil der Gesundheitsversorgung seien. 

Vollversammlung der US-Bischofskonferenz in Baltimore / © Bob Roller (KNA)
Vollversammlung der US-Bischofskonferenz in Baltimore / © Bob Roller ( KNA )

"Die heutige Gerichtsentscheidung aus verfahrenstechnischen Gründen wird die Gesundheit von Frauen und Mädchen weiterhin gefährden", so die Bischöfe. Die Kirche werde weiter versuchen, Müttern in Not zu helfen.

Supreme Court wies Klage einstimmig ab

Dem Urteil war ein jahrelanger Rechtsstreit vorausgegangen. Der Supreme Court entschied nun nicht in der Sache, sondern wies die Klage der Pro-Life-Organisation Alliance for Hippocratic Medicine aus formalen Gründen einstimmig ab. 

Weil die konservative Ärztegruppe selbst nicht unmittelbar betroffen sei, habe sie kein Recht, gegen die Zulassung der Pille zu klagen, so die Richter.

Zuvor verfügte ein von Donald Trump berufene Richter das Mittel vom Markt zu nehmen

Die Mediziner hatten im November 2022 vor einem Bundesgericht in Texas auf Rücknahme der Zulassung für das Präparat Mifepristone geklagt. Der von Ex-Präsident Donald Trump berufene Richter Matthew Kacsmaryk, ein bekennender konservativer Christ, verfügte im April 2023, das Mittel vom Markt zu nehmen.

Trump ist als erster US-Präsident jemals bei einer traditionellen Kundgebung von Abtreibungsgegnern in Washington aufgetreten. / © Evan Vucci (dpa)
Trump ist als erster US-Präsident jemals bei einer traditionellen Kundgebung von Abtreibungsgegnern in Washington aufgetreten. / © Evan Vucci ( dpa )

Im Zulassungsverfahren vor mehr als 20 Jahren habe die Arzneimittelbehörde FDA legitime Sicherheitsbedenken außer Acht gelassen worden, so sein Fazit.

Die US-Regierung und der Pharma-Händler Danco Laboratories zogen vor ein Berufungsgericht in New Orleans und erreichten eine Aufhebung der einstweiligen Verfügung. Der Fall landete schließlich vor dem Supreme Court. Dieser revidierte zwar das Urteil von Texas, ging aber nicht auf Fragen zur Sicherheit oder Ethik medikamentöser Abtreibungen ein.

Weltgesundheitsorganisation empfiehlt die Kombination der Präparate

Der Anteil medikamentöser Abbrüche beträgt in den USA mehr als 60 Prozent. Dabei wird Mifepristone in der Regel zusammen mit dem Mittel Misoprostol eingesetzt. Auch die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt die Kombination der Präparate, die in den USA von mehr als fünf Millionen Frauen angewandt worden sind.

Die Nachfrage nach den Abtreibungspillen nimmt seit 2022 zu. Das Oberste Gericht urteilte damals, dass aus der US-Verfassung kein landesweit gültiges Recht auf Abtreibung abgeleitet werden kann. Die Zuständigkeit für die entsprechenden Gesetze liegt seither wieder bei den einzelnen Bundesstaaten. Viele republikanisch regierte Staaten nutzten dies, um den Zugang zu konventionellen Abtreibungsverfahren stark einzuschränken.

Oberstes US-Gericht öffnet Weg für Abtreibungsverbote

Das oberste Gericht der USA ermöglichte den Bundesstaaten mit einem Urteil von Juni 2022 ein Verbot von Abtreibungen. Die Richter in Washington hoben das Grundsatzurteil "Roe vs. Wade" auf, das im Jahr 1973 Abtreibungen zur Privatsache erklärte. Bisher hatte das Gericht demnach Abbrüche bis zur 24. Schwangerschaftswoche für rechtmäßig erklärt.

Abtreibungsrecht USA - Oberster Gerichtshof / © Mariam Zuhaib/AP (dpa)
Abtreibungsrecht USA - Oberster Gerichtshof / © Mariam Zuhaib/AP ( dpa )

 

 

 

                                                                                              

Quelle:
KNA