Theologe Beinert würdigt Papst-Rücktritt Benedikts

"Damit hat er das Papsttum entzaubert"

Der Regensburger Theologe Wolfgang Beinert hat den vor zehn Jahren vollzogenen Rücktritt des kürzlich verstorbenen Benedikt XVI. vom Papstamt gewürdigt. Er bezeichnet den Schritt als eine von Benedikts "ganz großen Taten".

Papst Benedikt XVI. verlässt den Raum, nachdem er seinen Rücktritt während eines Konsistoriums am 11. Februar 2013 im Vatikan verkündet hat / © Osservatore Romano/Romano Siciliani (KNA)
Papst Benedikt XVI. verlässt den Raum, nachdem er seinen Rücktritt während eines Konsistoriums am 11. Februar 2013 im Vatikan verkündet hat / © Osservatore Romano/Romano Siciliani ( KNA )

"Damit hat er das Papsttum entzaubert", sagte Beinert (89) im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Denn das Papsttum sei keine himmlische Institution, "wo der liebe Gott persönlich amtiert, sondern das ist ein Amt, das ein Mensch besetzt, wie alle anderen Ämter auch. Und dieser Mensch kann hinfällig werden."

Wolfgang Beinert (KNA)
Wolfgang Beinert / ( KNA )

Vorbild für Amtsnachfolger

Mit diesem Schritt werde Benedikt ein Vorbild für weitere Amtsnachfolger sein, zeigte sich der Theologe überzeugt. So bedürfe es keiner großen Fantasie, dass künftige Päpste, "die ja wie alle Menschen immer älter werden und auch hinfälliger", jetzt unbefangen mit dem Amt Schluss machen könnten. Beinert kann sich nach eigenen Worten sogar vorstellen, dass in absehbarer Zeit auch eine Ordnung für den Papstrücktritt erlassen werde. Darin könnte dann festgehalten werden, welche Regeln zu befolgen seien; auch eine Altersgrenze, wie sie für Bischöfe und Kardinäle bereits gelte, sei denkbar.

Überraschender Rücktritt

Am 11. Februar 2013 hatte Benedikt XVI. im Alter von 85 Jahren überraschend seinen Rücktritt zum Ende des Monats angekündigt - als erster Papst seit dem freiwilligen Rücktritt von Coelestin V. im Jahr 1294.

Beinert lehrte von 1978 bis 1998 das Fach Dogmatik an der Universität Regensburg. Mit Joseph Ratzinger verbindet ihn, dass er zuvor dessen Assistent in Tübingen und Regensburg war und sich bei ihm habilitierte.

Die wichtigsten Leitlinien des Denkens von Joseph Ratzinger

Benedikt XVI. war der erste Papst der Neuzeit, der freiwillig sein Amt abgab. Dabei berief er sich auf sein Gewissen - obwohl er dieser Instanz stets misstraute und theologisch ganz andere Schwerpunkte setzte. Wie wohl kein Papst vor ihm ist Benedikt XVI. auch auf dem Stuhl Petri ein Theologe geblieben.

Bereits als junger Wissenschaftler gehörte er zu den führenden deutschen Dogmatik-Professoren, die das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) prägten. Später entfremdete er sich immer mehr von seinen Kollegen.

Papst em. Benedikt XVI. am Schreibtisch / © Osservatore Romano/Romano Siciliani (KNA)
Papst em. Benedikt XVI. am Schreibtisch / © Osservatore Romano/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA