UN-Sonderbeauftragte fordert mehr Einsatz gegen Hassrede

"Religion hat herausragende Bedeutung"

Die UN-Sonderbeauftrage zur Verhütung von Völkermorden, Alice Wairimu Nderitu, fordert von Religionsführern mehr Einsatz im Kampf gegen Hassrede und Gewalt. Religiöse Gemeinschaften könnten dazu Frühwarnsysteme sein, sagte sie.

Ein Mann im Gebet / © Lincoln Rogers (shutterstock)

Sie hätten bei diesem Kampf eine "herausragende Bedeutung", sagte Nderitu am Mittwoch in einem Interview mit der Deutschen Welle am Rande eines von der Organisation "Religions for Peace" veranstalteten Weltreligionsführer-Treffens in Lindau. "Im Idealfall könnten religiöse Gemeinschaften vor Ort sogar Frühwarnsysteme sein, bevor es zu Gewalt kommt. Denn weltweit wächst die Bedeutung von Religion, sie nimmt nicht ab."

"Katholischen Priester waren an Verbrechensplanung beteiligt"

Bei den Völkermorden in Ruanda 1994 und Srebrenica 1995 hätten Religionsführer im Vorfeld eine "negative Schlüsselrolle" gespielt, sagte die UN-Sonderbeauftrage. "Nehmen Sie die Morde in Kirchen in Ruanda. Manche katholischen Priester waren an der Planung der Verbrechen beteiligt", erläuterte sie. In Bosnien seien die Muslime ermordet worden, "weil sie als Gefahr für die slawische Sache gesehen wurden – das hatte religiöse Aspekte". Solche Situationen dürften sich nicht wiederholen.

Die Kenianerin Alice Wairimu Nderitu wurde im November 2020 von UN-Generalsekretär Antonio Guterres zur Sonderbeauftragten zur Verhütung von Völkermorden ernannt. Seit Jahrzehnten ist sie eine in Afrika geschätzte Akteurin der Friedensarbeit und Gewaltprävention.


Kreuz an einer koptischen Kirche in Ägypten / © Benedikt Plesker (KNA)
Kreuz an einer koptischen Kirche in Ägypten / © Benedikt Plesker ( KNA )
Quelle:
KNA
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