Patriarchatsdirektor nennt Zerstörung in Gaza beispiellos

"In Gaza ist die Menschlichkeit verloren gegangen"

In Gaza ist die Lage nach Angaben des Direktors des Lateinischen Patriarchats verheerend. Die Menschlichkeit sei verloren gegangen. Auch die Situation im Westjordanland sei dramatisch.

Die US-Luftwaffe wirft humanitäre Hilfe für Palästinenser im Gazastreifen ab. Verteidigungsminister Pistorius hat grünes Licht für den Abwurf von dringend benötigten Hilfsgütern über dem Gazastreifen durch die deutsche Luftwaffe gegeben. / © Mahmoud Essa/AP (dpa)
Die US-Luftwaffe wirft humanitäre Hilfe für Palästinenser im Gazastreifen ab. Verteidigungsminister Pistorius hat grünes Licht für den Abwurf von dringend benötigten Hilfsgütern über dem Gazastreifen durch die deutsche Luftwaffe gegeben. / © Mahmoud Essa/AP ( dpa )

Das Ausmaß von Tod und Zerstörung seit Beginn des Gazakriegs ist nach Worten des Generaldirektors des Lateinischen Patriarchats in Jerusalem, Sami al-Yousef, beispiellos. Die menschlichen Tragödien seien unerträglich, schreibt er in einem am Dienstag auf der Patriarchats-Website veröffentlichten Beitrag. "In Gaza ist die Menschlichkeit verloren gegangen", lautet das Fazit.

Das Patriarchat werde nach dem Krieg nicht nur seine Einrichtungen wieder aufbauen, sondern plane einen Ausbau von Diensten in weiteren Gebieten, in denen der Bedarf am größten sei, so der Direktor. Dabei verwies er auf eine kürzlich unterzeichnete Absichtserklärung des Patriarchats und des Malteserordens für gemeinsame humanitäre Hilfe im Gazastreifen.

Die Statistik zeichne "ein sehr düsteres Bild" der dortigen Lage. 35.500 Palästinenser seien getötet, 80.000 verletzt worden, die Mehrheit von ihnen ältere Menschen, Kinder und Frauen, so der  Kirchenvertreter unter Verweis auf UN-Angaben. Drei Viertel der Bevölkerung (1,7 Millionen Menschen) sind demnach Binnenvertriebene, darunter 17.000 unbegleitete Kinder, mutmaßliche Kriegswaisen. 60 Prozent aller Wohneinheiten sowie 80 Prozent der kommerziellen Einrichtungen seien beschädigt worden.

Katastrophale Versorgungslage

Als katastrophal beschreibt der Patriarchatsdirektor die Versorgungslage. Strom-, Abwasser-, Wasser- und Kommunikationsnetze fehlten ebenso wie Medikamente, medizinisches Material und Nahrungsmittel. Die ankommenden Hilfsgüter deckten nicht einmal einen Bruchteil des Bedarfs. Die Schließung des ägyptischen Grenzübergangs Rafah habe die Lage zusätzlich erschwert.

Schwierig sei auch die Situation im von Israel besetzten Westjordanland. Dort habe die Arbeitslosigkeit ein neues Rekordniveau von geschätzt 45 Prozent erreicht. Hoffnung auf Besserung etwa durch eine Rückkehr des Tourismus gebe es nicht. Zahlreiche israelische Kontrollpunkte und eine "ungebremste Siedlergewalt" machten die herrschenden Zustände unerträglich.

Das Patriarchat arbeite daran, den Christen in Gaza und im Westjordanland zu helfen. Neben der Aufnahme von Binnenvertriebenen in Gaza und der Versorgung von täglich rund 1.000 Menschen werde die humanitäre Hilfe im Westjordanland fortgesetzt. Zu den Programmen gehören den Angaben zufolge Lebensmittelgutscheine, Miet- und Versorgungsunterstützung, medizinische Hilfe, Arbeitsbeschaffung sowie Zuschüsse bei der Zahlung von Studiengebühren.

Symbolbild Menschen im Gaza-Streifen leiden unter Hunger / © Mohammed Talatene (dpa)
Symbolbild Menschen im Gaza-Streifen leiden unter Hunger / © Mohammed Talatene ( dpa )
Quelle:
KNA