Papst distanziert sich von homophober Äußerung

"In der Kirche gibt es Platz für alle"

Eine nicht öffentliche Äußerung des Papstes über Homosexuelle in Priesterseminaren sorgt für Aufregung. Gefallen ist sie angeblich am 20. Mai vor Italiens Bischöfen. Nun hat sich der Papst von einem Begriff distanziert.

Papst Franziskus / © Andrew Medichini/AP (dpa)
Papst Franziskus / © Andrew Medichini/AP ( dpa )

Papst Franziskus hat sich von einer angeblich homophoben Äußerung distanziert, die er vergangene Woche vor italienischen Bischöfen gemacht haben soll. Vatikansprecher Matteo Bruni teilte am Dienstagnachmittag mit, der Papst wisse von den entsprechenden Medienberichten. Weiter heißt es in der Erklärung:

"Der Papst hat niemals die Absicht gehabt, jemanden zu beleidigen oder sich in homophoben Begriffen auszudrücken. Er bittet jene um Verzeihung, die sich von der Verwendung eines Begriffs verletzt fühlen, der von anderen wiedergegeben wurde."

In der Kirche gibt es Platz für alle

Weiter erinnert der Sprecher in der Erklärung daran, dass der Papst sich bereits mehrfach zum Thema Homosexuelle in der Kirche geäußert habe. Er zitierte eine Ansprache des Papstes vom Weltjugendtag in Lissabon von August 2023 mit den Worten: "In der Kirche gibt es Platz für alle, für alle! Niemand ist unnütz, niemand ist überflüssig, es gibt Platz für alle. So wie wir sind, alle." Was dies für die Zulassung von Homosexuellen zur Priesterausbildung bedeutet, führte Bruni nicht aus.

Am Montag hatten mehrere italienische Medien unter Berufung auf anonyme Konferenzteilnehmer berichtet, der Papst habe sich gegenüber den Bischöfen gegen die Zulassung "aktiver Homosexueller" zur Priesterausbildung ausgesprochen und in diesem Kontext gesagt, es gebe bereits zu viel "Schwuchtelei" in Priesterseminaren.

Vulgäre Papstäußerung?

Dabei verwendete er laut den Medienberichten eine vulgäre Bezeichnung für Homosexualität, die in Italien als abwertend empfunden wird. Die Worte des Papstes wurden offenbar von einigen Teilnehmern des Bischofstreffens an Medien durchgestochen. 

Auf der Sachebene entspricht die vom Papst offenbar befürwortete Ablehnung homosexueller Priesteramtsbewerber der geltenden Richtlinie der katholischen Kirche in dieser Frage. Die Norm wurde 2005 unter Benedikt XVI. festgeschrieben und zuletzt 2016 von Franziskus bestätigt. 

Dort heißt es, es sei "mit aller Klarheit festzustellen, dass die Kirche - bei aller Achtung der betroffenen Personen - jene nicht für das Priesterseminar und zu den heiligen Weihen zulassen kann, die Homosexualität praktizieren, tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben oder eine sogenannte homosexuelle Kultur unterstützen".

Theologe: Bibel verurteilt Homosexualität nicht

Nach Ansicht des Bonner Professors für die Exegese des Alten Testamtens, Ulrich Berges, verbietet die Bibel Homosexualität nicht. Das gelte auch für Levitikus 18, 22, sagte Berges im Gespräch mit DOMRADIO.DE.

"Der Text Levitikus ist ungefähr 500 Jahre vor Christus geschrieben worden. Er bezieht sich immer auf einen Analverkehr zwischen Männern, wobei der Analverkehr immer ein Akt der Demütigung ist. Das ist also überhaupt nicht zu vergleichen mit einer freien, zwischen gleichen Partnern geschlossenen oder versprochenen Lebensbeziehung", so Berges.

Homosexuelles Paar / © LikClick (shutterstock)

 

Quelle:
KNA