Pakistanischer Bischof kritisiert religiöse Selbstjustiz

Haus wegen angeblicher Blasphemie angezündet

Wieder soll in Pakistan ein Christ zu Unrecht beschuldigt worden sein, Seiten des Korans angezündet zu haben. Selbstjustiz einiger Gruppen im Namen von Blasphemiegesetzen müsse ein Ende haben, fordern die Bischöfe.

Symbolbild Brandstiftung  / © arun sambhu mishra (shutterstock)
Symbolbild Brandstiftung / © arun sambhu mishra ( shutterstock )

Der Vorsitzende der Pakistanischen Bischofskonferenz, Bischof Samson Shukardin, prangert Missbrauch der Blasphemiegesetze gegen Christen im Land an. Das berichtet das internationale katholische Hilfswerk "Kirche in Not" (Donnerstag) in München. Der Kirchenmann appelliert an die internationale Gemeinschaft, Druck auf die pakistanischen Behörden zu machen, um dieser Entwicklung ein Ende zu machen. Es brauche Gesetze, mit denen Personen, die andere zu Unrecht der Blasphemie beschuldigen, verurteilt werden können – "auch zu Haftstrafen", so Shukardin. 

Der Bischof warf der Regierung von Hyderabad vor, zu wenig gegen Selbstjustiz vorzugehen. Religiöse Minderheiten würden oft von Nachbarn terrorisiert. Dabei lägen kaum Straftatbestände im Sinne der Blasphemiegesetze vor. Diese sehen Haft- oder sogar Todesstrafen vor, wenn etwa der Koran geschändet oder der Prophet Mohammed beleidigt wird.

Mob attackiert christliche Unternehmerfamilie

Anfang Juni war der Mitteilung zufolge der 74-jährige Christ Nazir Gill Masih seinen Verletzungen erlegen, die ihm bei einem Übergriff zugefügt wurden. Ein Mob hatte demnach Masih und seine Familie bezichtigt, Seiten des Koran angezündet zu haben. Daraufhin war ihr Haus in Brand gesteckt und die Unternehmerfamilie attackiert worden.

Der Bischof erinnerte auch an die christenfeindlichen Übergriffe in Jaranwala im August 2023. Auch sie hätten sich an Vorwürfen angeblicher Blasphemie entzündet. Damals seien mehr als 20 Kirchen und mehrere Wohnhäuser von Christen zerstört worden; die Betroffenen hätten teils auf den Feldern geschlafen. "Nach dem Vorfall von Jaranwala ist nichts geschehen, um Gerechtigkeit zu schaffen", kritisierte Shukardin. Neben solchen großen Vorfällen gebe es viele kleinere, die fast an der Tagesordnung seien. 

Schutz des Lebens eingefordert

Nur Druck aus dem Ausland könne Pakistan zum Handeln zwingen, betonte der Bischof: "Wir brauchen Gerechtigkeit und Sicherheit für all jene, die wegen ihrer Religion oder aus anderen Gründen, die die Menschenwürde verletzen, schlecht behandelt werden." Die Christen forderten "nichts, was gegen das Land Pakistan gerichtet ist. Wir bitten lediglich um den Schutz unseres Lebens."

Christen in Pakistan

Staatsreligion in Pakistan ist der Islam, 96 Prozent der Einwohner sind Muslime. Das Christentum ist nach dem Hinduismus die zweitgrößte Minderheitsreligion im Land. Gleichzeitig sind die Christen dort besonders bedroht. Wegen Blasphemie verhängen die Gerichte immer wieder Todesstrafen. Dabei genügen schon des Trinken aus einem Brunnen oder eine unliebsame Kurznachricht als Grund. (DR, 01.01.2021)

Pakistanische Christen feiern wegen Corona-Maßnahmen zu Hause Gottesdienst / © Fareed Khan (dpa)
Pakistanische Christen feiern wegen Corona-Maßnahmen zu Hause Gottesdienst / © Fareed Khan ( dpa )
Quelle:
KNA