Musikevent im Kölner Dom will Menschen verbinden

"So etwas hat es noch nicht gegeben"

Unter dem Motto "One Heart" findet eine besondere Musikperformance im Rahmen eines Gottesdienstes im Kölner Dom statt. Mit dabei ist der Chor "Living Gospel". Naomi Wien erklärt, was besonders an der Veranstaltung und am Gospel ist.

Chor Living Gospel / © Marie Wien (Living Gospel)

DOMRADIO.DE: Wo ist Ihr Chor denn schon überall aufgetreten?

Naomi Wien (Leiterin des Chors "Living Gospel"): Wir waren schon in der Kölner Philharmonie und wir standen auf der Hauptbühne bei den Kölner Lichtern. Zwölf Jahre lang durften wir im Kurhaus Wiesbaden auftreten, und zwar an Weihnachten, an Heiligabend. Das war auch sehr schön. Wir waren in der Philharmonie in Aachen und haben mit der Schwester von Barack Obama auf der Bühne gestanden. Und die Lanxess Arena nicht zu vergessen. Da waren wir zum 35. Jubiläum der Höhner eingeladen.

Naomi Wien (DR)
Naomi Wien / ( DR )

DOMRADIO.DE: Warum werden Gospels nie unmodern und warum spricht diese Musik alle Altersgruppen an?

Wien: Gospels entwickeln sich wie alles andere heutzutage – Technik, Mode – auch weiter. Vom Spiritual, was acapella gesungen wird, hin zum R'n'B. Wir selber als Chor machen Contemporary Gospel, zeitgenössischen Gospel, also das, was heutzutage in den schwarzamerikanischen Kirchen gesungen wird.

Wir haben Vorbilder wie Kirk Franklin, Fred Hammond, Kurt Carr. Das sind die Gospel Stars in Amerika und wir gleichen uns so ein bisschen an.

DOMRADIO.DE: Sie proben im Moment auch für die Black Music Night am 1. November. Was ist das für ein Konzert?

Wien: Die Black Music Night, auch bekannt als "The Best of Gospel", gibt es schon seit über 25 Jahren. Wir hatten unser erstes Konzert 1998 und wir durften auch in der Stadthalle Troisdorf bis zum letzten Jahr einschließlich dieses Konzert veranstalten. Nur zweimal in der Pandemie ist es ausgefallen. Das ist sozusagen das größte Gospel-Event in Nordrhein-Westfalen.

DOMRADIO.DE: Ist auch da hauptsächlich der zeitgenössische Contemporary Gospel vertreten? Oder welche Musikrichtung spielt da eine Rolle?

Wien: Wir versuchen, die Geschmäcker der Zuschauer oder ihre Wünsche zu erfüllen. Wir singen auch typische Gospels, die wir in einem Medley verpacken: He's got the whole world, Amen, Down by the Riverside. Wir wollen, dass unsere Konzerte nicht konzertant sind, sondern wir versuchen, das Publikum mit einzubeziehen, zum Mitsingen zu animieren. Mit diesen bekannten Gospel-Hits können wir das machen.

DOMRADIO.DE: Das ist aber auch nur eines von vier Konzerten, die der Chor  bald vor sich hat. Wie oft wird geprobt?

Wien: Wir proben seit Jahren montags immer zwei Stunden von 19.30 Uhr bis 21.30 Uhr.

DOMRADIO.DE: Alle drei Monate gibt es auch die Möglichkeit, reinzuschnuppern und vielleicht neu mit anzufangen, oder?

Wien: Wir haben offene Proben, wo Interessenten herzlich eingeladen sind und wir uns um die Neulinge kümmern. Es gibt danach ein Vorsingen, wo wir dann auch sehen, ob derjenige musikalisch ist. Das ist schon eine Voraussetzung.

Naomi Wien

"Wir haben gemerkt, dass es den Leuten gut tut, wenn gebetet wird."

DOMRADIO.DE: Nach der Probe wird oft gemeinsam gebetet. Wie ist das entstanden?

Wien: Wir haben gemerkt, dass es den Leuten gut tut, wenn gebetet wird. Wir beten für Anliegen. Wir fragen am Ende der Probe immer: Gibt es Anliegen, für die wir beten können? Hat einer eine Not, eine Krankheit, eine Prüfung am nächsten Tag oder so etwas, wofür wir beten können, auch für Familien und Angehörige?

Das hat sich bei uns so eingebürgert. Selbst wenn wir es mal vergessen oder wir einfach zu viele Lieder geprobt haben, meldet sich schon einer und sagt: Können wir beten? Ich habe da ein Anliegen. Es tut einfach gut und es stärkt auch die Gemeinschaft.

DOMRADIO.DE: Was ist die Aufgabe, der Auftrag dieses Chors?

Wien: Für mich persönlich und ich spreche da auch für meinen Mann, wollen wir die Qualität der Musik stärken und erhöhen. Wir arbeiten als Chor semi-professionell, aber zusammen mit Profisängern und Profimusikern. Mit diesem Konstrukt wollen wir uns dann auf die großen Bühnen wagen.

DOMRADIO.DE: Welche Musik hört man denn am Samstagabend im Kölner Dom?

Wien: Wir werden christliche Musik, geistliche Musik von zwei Kölner Bands hören. Zum einen ist das die Band "Koenige & Priester" und zum andern die Lothar Kosse-Band. Bei "Koenige & Priester" sind die Mitglieder drei ehemalige Casting-Stars. Frontsängerin ist Florence Joy. Die hat vor Jahren mal beim Star Search Casting gewonnen. Und dann sind da noch die Brüder Thomas und Jonathan Enns, die vor einigen Jahren bei DSDS (Deutschland sucht den Superstar, Anm. d. Red.) mitgemacht haben.

DOMRADIO.DE: "One Heart" heißt die Veranstaltung. Was ist das Besondere an der Mischung der Künstler und Musiker?

Wien: Es handelt sich um Anbetungsmusik, aber um moderne und vor allen Dingen tanzbare Musik. Diese Musik ist auch auf junge Leute ausgerichtet. Die Texte sind auf Gott ausgerichtet. Es soll die Beziehung, die Liebe, die Gott zu den Menschen hat, ausdrücken und auch eine Brücke zu den Menschen bauen, sodass die Herzen der Menschen berührt werden und eventuell auch wieder zurück zum Glauben führen.

Naomi Wien

"Der Fokus richtet sich darauf, wie der Name schon sagt, dass wir das Verbindende sehen und nicht das, was trennt."

DOMRADIO.DE: Warum ist es denn so besonders, im Kölner Dom zu singen?

Wien: Ich denke mal, dass es so etwas noch nicht gegeben hat. 2.500 Zuschauer unterschiedlicher Denominationen werden kommen. Der Fokus richtet sich darauf, wie der Name schon sagt, dass wir das Verbindende sehen und nicht das, was trennt oder die Unterschiede.

DOMRADIO.DE: Gibt es denn vorher noch Zeit für eine gemeinsame Probe mit den anderen? Denn Sie sind da ja nicht als Hauptakt im Dom am Samstag.

Wien: Wir unterstützen "Koenige & Priester" und auch Lothar Kosse. Diese Freundschaft besteht schon seit vielen, vielen Jahren. Wir durften die Frontfrau Florence Joy aufwachsen sehen. Ich kenne sie persönlich als Baby. Dadurch ist dieses Band natürlich auch eng. Wir supporten uns gegenseitig, das heißt sowohl auf der Bühne als auch im Gebet.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Quelle:
DR