Kirchlicher Medienberater in Sorge um Jerusalems Christen

"Fast verschwunden"

Der Medienberater der katholischen Bischöfe im Heiligen Land, Wadie Abunassar, zeigt sich beunruhigt über die sinkende Zahl der Christen in Jerusalem. Für die Entwicklung seien verschiedene Gründe verantwortlich, so der Experte.

Franziskaner mit Mundschutz in Jerusalem / © Andrea Krogmann (KNA)
Franziskaner mit Mundschutz in Jerusalem / © Andrea Krogmann ( KNA )

"Diese Angelegenheit ist besorgniserregend, weil wir sagen, dass Jerusalem den drei Religionen, dem Islam, dem Christentum und dem Judentum, verpflichtet ist, und eine dieser Religionen ist dabei, fast zu verschwinden", zitiert das christliche Portal "Abouna" (Montag) aus einem Interview Abunassars mit der türkischen Nachrichtenagentur "Anadolu".

Blick auf Jerusalem mit der goldenen Kuppel des Felsendoms (l.) und der Grabeskirche (r.) / © David Vaaknin (KNA)
Blick auf Jerusalem mit der goldenen Kuppel des Felsendoms (l.) und der Grabeskirche (r.) / © David Vaaknin ( KNA )

Machten Christen 1922 noch rund 25 Prozent der Stadtbevölkerung aus, liegt ihr Anteil aktuell bei einem Prozent, so Abunassar. Dies sei Grund zur Besorgnis "auch für Nicht-Christen und für jeden, der den Pluralismus in Jerusalem liebt". Der Rückgang der Christenzahlen im Westjordanland, dem Gazastreifen und insbesondere in Ostjerusalem bereite den örtlichen Kirchen große Sorge. In Situationen der Instabilität seien "ethnische oder religiöse Minderheiten immer das schwächste Glied".

Verschiedene Gründe für Rückgang

Verantwortlich für die zahlenmäßige Entwicklung macht der Christ eine Kombination aus wirtschaftlichem Druck, fehlendem politischen Horizont und israelischen Maßnahmen. Es bestehe kein Zweifel, dass die Herausforderungen von allen Seiten zunehmen.

Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis in Hebron / © Abed Al Hashlamoun (dpa)
Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis in Hebron / © Abed Al Hashlamoun ( dpa )

Als besonders unkomfortabel für die Christen beschrieb er den politischen Stillstand im Nahostkonflikt, in dem es weder direkte Verhandlungen gebe noch eine politische Lösung in Sicht sei. Für Besorgnis sorgten auch eine Reihe von Projekten in verschiedenen Teilen des Heiligen Landes, darunter Versuche, Kircheneigentum zu beschlagnahmen.

Die Kirche versuche dem kontinuierlichen Rückgang der Christenzahlen auf verschiedenen Schritten zu begegnen, darunter mit Wohnungsbauprojekten und sozialer Unterstützung. Durch Pilger und den Besuch ausländischer Kirchenoberhäupter versuche sie zudem, die Welt auf die Situation der Christen sowie des Heiligen Landes aufmerksam zu machen.

Christen im Heiligen Land

Die Christen sind im Heiligen Land eine kleine Minderheit. Genaue Zahlen sind schwer zu benennen, auch angesichts des Wegzugs vieler Christen in den vergangenen Jahren. In Israel sind es rund zwei Prozent von rund 8,7 Millionen Bürgern; viele von ihnen sind Araber.

Ordensschwestern in Jerusalem / © Andrea Krogmann (KNA)
Ordensschwestern in Jerusalem / © Andrea Krogmann ( KNA )
Quelle:
KNA