Franziskaner fordern mehr Einsatz für Menschen in Syrien

"Diplomatie und UNO gefragt"

Trotz des großen Leides in der Türkei und Syrien laufen die Hilfen nur schleppend an. Die Organisation "Franziskaner helfen" setzt sich im Norden Syriens ein und fordert mehr Unterstützung – auch aus der Politik.

Zerstörte Häuser nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien / © Murat Kocabas (dpa)
Zerstörte Häuser nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien / © Murat Kocabas ( dpa )

DOMRADIO.DE: Auf Ihrer Internetseite und auf Facebook postet Ihre Hilfsorganisation fürchterliche Bilder von zerstörten Gebäuden, aber auch von Menschen, denen geholfen wird. Wie kommt es, dass Sie vor Ort helfen können?

 (Franziskaner helfen)

P. Matthias Maier OFM (Präsident der Hilfsorganisation "Franziskaner helfen"): Wir als "Franziskaner helfen", stehen in Verbindung mit der ganzen franziskanischen Familie weltweit, so auch in Syrien mit unseren Mitbrüdern. Da haben wir Gott sei Dank direkten Zugang über die sozialen Medien, über Facebook, Emails. Das funktioniert.

Da haben wir auch schon eine lange Tradition, weil gerade dieses Gebet in Syrien mit Aleppo oder Latakia in den letzten zehn Jahren sehr von Schicksalen heimgesucht worden ist. Da haben wir immer geholfen. Auch jetzt. Da stehen wir in einem lebendigen Austausch, tagtäglich.

DOMRADIO.DE: Man hört, dass sich viele Syrerinnen und Syrer von ihrer Regierung im Stich gelassen fühlen. Was berichten Ihre Projektpartner? Wie geht es den Menschen vor Ort?

Maier: Syrien ist ein wenig im Stich gelassen. Einerseits durch die Regierung, weil auch im Norden noch nicht ganz Friede herrscht. Zweitens ist Syrien international sanktioniert. Es kommen keine großen Hilfstransporte hinein, die Grenzen sind bis auf ein, zwei Übergänge fast geschlossen. Aber auch die Hilfstransporte kommen nur minimal durch. Da fühlen sich die Leute wirklich allein gelassen.

Wir wollen diesen Menschen helfen. Es gibt Pfarreien und Klöster dort. Die Brüder versuchen jetzt, Erste Hilfe zu leisten. Da geht es um ganz existenzielle Dinge. Ein Dach über dem Kopf, Nahrung, Decken, Zelte.

Nahrungsmittel sind vorhanden, die können im Süden von Syrien eingekauft werden. Das ist momentan unsere Strategie der Hilfe, dass wir finanzielle Mittel zu den Brüdern bringen, damit diese dann im Süden von Syrien einkaufen und mit ihrem Netzwerk verteilen helfen.

DOMRADIO.DE: Da versackt auch nichts in irgendwelchen Milizengruppen, die sich irgendwelches Geld abzweigen, sondern das kommt direkt zu Ihren Mitbrüdern und die setzen es dort ein, wo es notwendig ist?

Maier: Das kommt direkt zu den Brüdern. Über den Libanon können wir das Geld nach Syrien zu den Brüdern bringen. Da sind wir dankbar, dass wir in den letzten Jahren viel Erfahrung sammeln konnten, wie man die Hilfe in Syrien hineinbringt.

Mich persönlich berührt auch diese Gegend. Ich war 2019 in Aleppo und habe damals das Leid und die Bomben miterlebt.

DOMRADIO.DE: Was müsste Ihrer Meinung nach passieren, damit internationale Hilfe anläuft? Haben Sie da Forderungen an die Bundesregierung oder auch an die Vereinten Nationen?

Maier: In dieser großen Not, die momentan herrscht, sollen alle Grenzen überwunden werden und die Sanktionen in dieser Zeit aufgehoben werden, damit internationale Hilfen hineinkommen kann.

Ich glaube, da ist die Diplomatie, aber auch die UNO gefragt, dass diese Gegend nicht vergessen wird und ihr geholfen wird. Ich glaube, da braucht es verstärkte Anstrengungen. Da ist keine Zeit zu verlieren.

Das Interview führte Tobias Fricke.

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Erdbebenkatastrophe in der Türkei: Ein beschädigtes Wohnhaus nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet. / © Daniel Ceng Shou-Yi/ZUMA Press Wire (dpa)
Erdbebenkatastrophe in der Türkei: Ein beschädigtes Wohnhaus nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet. / © Daniel Ceng Shou-Yi/ZUMA Press Wire ( dpa )
Quelle:
DR