Europäische Rabbinerkonferenz wirbt für Religionsfreiheit

Garantie für jüdische Zukunft

Internationale Antisemitismus-Experten haben auf der Generalversammlung der Europäischen Rabbinerkonferenz in München Maßnahmen zur Sicherung der Religionsfreiheit und gegen Antisemitismus gefordert. Diversität müsse zugelassen werden.

Männer mit Kippa / © Markus Nowak (KNA)
Männer mit Kippa / © Markus Nowak ( KNA )

Es liege in der Verantwortung der Mitgliedsstaaten der EU, dass religiöse Minderheiten ihre Praktiken leben könnten, sagte die Antisemitismus-Beauftragte der Europäischen Kommission, Katharina von Schnurbein. "Wir müssen Diversität zulassen." Mit einer Konferenz im Herbst wolle sie zentrale Akteure aus den jüdischen und muslimischen Gemeinden zusammenbringen, um bei den Staaten dafür zu werben.

Antisemitismus

Antisemitismus nennt man die offen propagierte Abneigung und Feindschaft gegenüber Juden als Volksgruppe oder als Religionsgemeinschaft. Der Begriff wird seit dem 19. Jahrhundert gebraucht, oft als Synonym für eine allgemeine Judenfeindlichkeit. Im Mittelalter wurden Juden für den Kreuzestod Jesu verantwortlich gemacht und als "Gottesmörder" beschuldigt. Während der Kreuzzüge entlud sich die Feindschaft in mörderischen Ausschreitungen, Vertreibungen und Zwangsbekehrungen.

Teilnehmende einer Demonstration zur Solidarität mit Israel / © Michael Kappeler (dpa)
Teilnehmende einer Demonstration zur Solidarität mit Israel / © Michael Kappeler ( dpa )

Zugleich brauche es auch in den Gesellschaften ein Verständnis für die Religionsfreiheit, sagte von Schnurbein. Es liege in der Verantwortung der Regierungen, dass die Praktiken entsprechend geprüft würden, so dass nicht wie etwa vor einigen Jahren in Belgien in Hinterhöfen Tiere ohne Beachtung von Regeln geschächtet würden.

Dies habe dann zu Debatten über Verbote geführt. Schnurbein wurde für ihr "herausragendes bürgerschaftliches Engagement für ein tolerantes Europa und ihre unermüdliche Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft" am Abend mit dem Rabbi-Moshe-Rosen-Preis der CER ausgezeichnet.

"Nicht stehen bleiben"

Dessen Präsident, Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, hatte bereits in seiner Eröffnungsrede die Europäische Union dazu aufgerufen, nicht bei der Bekämpfung des Antisemitismus stehen zu bleiben. Es müsse die Religionsfreiheit garantiert werden, um eine jüdische Zukunft sicherzustellen. Wenn in einem Land Juden zwar frei leben könnten, jedoch nicht ihre Religion und deren Gebote praktizieren dürften, "dann ist die Religion nicht frei", so Goldschmidt.

Der Sonderbeauftragte für antisemitische, antimuslimische und andere Formen religiöser Intoleranz und Hasskriminalität beim Europarat, Daniel Höltgen, warb dafür, den muslimischen Antisemitismus anzugehen. Hier seien nicht nur Regierungen, sondern auch Religionsgemeinschaften sowie die Zivilgesellschaft gefragt. Es dürfe keine "Stigmatisierung einer ganzen Religionsgemeinschaft" geben. Er habe keinen muslimischen Führer in Europa getroffen, der die Existenz von radikalen Tendenzen leugnen würde.

Gemeinsames Lernen ermöglichen

Es gebe jedoch viele Initiativen vor Ort, die sich des Themas stellten. Diese "Graswurzel-Bewegungen" wolle er zusammenbringen und ein gemeinsames Lernen ermöglichen, so der Sonderbeauftragte. Der Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), Erzbischof Thomas Schirrmacher, warb dafür, das Thema Antisemitismus im christlich-muslimischen Dialog zu thematisieren. Man könne den Gesprächspartnern klar machen, dass man die gleichen Probleme in der theologischen Geschichte des Christentums finde. "Denn auch der Islam hat Antisemitismus geerbt." 

Zu dem Treffen in München sind nach Angaben der CER rund 250 Rabbiner aus 43 Ländern angereist. Die Generalversammlung will einen Ethik-Kodex verabschieden. Er soll Themen wie Nähe und Distanz, Missbrauch und den Umgang mit Finanzen regeln. Die Veranstaltung endet am Mittwoch mit einer Zeremonie in der KZ-Gedenkstätte Dachau.

Quelle:
KNA