Ab dem Sommer nur noch zwei Jesuitenschulen in Deutschland

Schulbetrieb soll fortgeführt werden

Der Jesuitenorden wird sich zum Ende des laufenden Schuljahres aus der Trägerschaft des Bonner Aloisiuskollegs zurückziehen, so Rektor Pater Martin Löwenstein gegenüber dem "Generalanzeiger". Es wird einen offiziellen Abschied geben.

Wappen und Schriftzug "Aloisiuskolleg" / © Julia Steinbrecht (KNA)
Wappen und Schriftzug "Aloisiuskolleg" / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der wird durch Pater Bernhard Bürgler vollzogen, heißt es auf der Homepage des Aloisiuskollegs. Bürgler ist Provinzial, also Leiter der Jesuiten in Zentraleuropa. Damit wird es künftig nur noch zwei Jesuitenschulen in Deutschland geben: das Kolleg Sankt Blasien im Schwarzwald und das Canisius-Kolleg in Berlin.

Schulbetrieb soll trotzdem fortgeführt werden

Der Schulbetrieb soll trotz des Ausstiegs der Jesuiten fortgeführt werden; künftig soll eine Stiftung die Trägerschaft übernehmen. Aktuell besuchen rund 800 Schülerinnen und Schüler das Gymnasium im Bonner Stadtteil Bad Godesberg. Die Schule wird weiterhin Mitglied im Netzwerk des Kompetenz-Zentrums für Ignatianische Pädagogik (ZIP) mit Sitz in Ludwigshafen bleiben. Dieses beruft sich auf die Bildungstradition des Gründers des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola (1491-1556).

Aloisiuskolleg besuchten eine Reihe prominenter Schüler 

Die Geschichte des Aloisiuskollegs reicht über 100 Jahre zurück. Bekannte ehemalige Schüler sind neben anderen der Jazztrompeter Till Brönner, die TV-Moderatoren Stefan Raab und Johannes B. Kerner, die Politiker Thomas de Maiziere und Alexander Graf Lambsdorff sowie der Theologe Hanspeter Heinz. 2010 hatte der damalige Rektor des Berliner Canisius-Kollegs, Pater Klaus Mertes, Fälle von Missbrauch an der Berliner Jesuitenschule bekanntgemacht und damit eine Welle von Berichten über ähnliche Vorkommnisse in kirchlichen und anderen Einrichtungen ausgelöst.

Am Aloisiuskolleg und der angeschlossenen Freizeiteinrichtung "AKO-Pro-Seminar" wurden zwei unabhängigen Untersuchungen zufolge über Grenzverletzungen oder Missbrauch seit den 1950er Jahren an mindestens 35 Betroffenen berichtet, die 23 Beschuldigte betreffen. Darunter sind zehn, denen Sexualstraftaten vorgeworfen werden, davon neun Jesuiten. 

Das Aloisiuskolleg

Das Aloisiuskolleg umfasst ein katholisches Gymnasium in freier Trägerschaft, offen für Katholiken und andere, ohne Schulgeld aber mit Unterstützung durch Eltern und Altschüler. Neben dem Internat, ist der Schulbesuch auch für "externe" Schüler möglich, die zu Hause wohnen.  Desweiteren bietet das Aloisiuskolleg das sogenannte AKO-Forum: ein Angebot für Sport, Kultur und Science-Arbeitsgruppen sowie einem Angebot für religiös engagierte Jugendliche.

Aloisiuskolleg in Bonn / © N.N. (Aloisiuskolleg)
Quelle:
KNA